Heute mache ich sie kalt, die unsäglichen E-Parasiten. Im geräumigen Müllsack stecken schon der Entsafter, ein Mixer, ein Wasserkocher, ein Toaster, ein Waffelmacher, ein unnötiges Faxgerät, ein Ultraschallreiniger, ein Luftbefeuchter und eine Steckdosenlampe. Lauter Dinge die mir eine omnipräsente Wünscheindustrie einst ins Hirn pflanzten. Und jetzt, endlich ab zum Recyclinghof der Stadtverwaltung.
Gezählte zweiunddreissig Mal habe ich gestern einen Schalter betätigt, einmal das Handy aufgeladen und dreimal auf Standby geschaltet. Alle möglichen Lichter, Küchengeräte ein und ausgeknipst. Ab heute versuche ich den Geldstrom von meinem Konto zu den Anbietern wenigstens zu halbieren.
Ein nervöses, forderndes System versucht uns in Bewegung zu halten. Je schneller sich eine Gesellschaft bewegt, desto weniger Zeit bleibt zum Nachdenken. Wir tun genau das was uns immer verrückter macht: „Kaufen und produzieren bis zum Umfallen“. Das schreibe ich an einem Tisch aus Nußholz, den mir der Koppler Tischler Franz Stadler gemacht hat. Der steht in 100 Jahren noch so da und macht noch Generationen stolz auf das handwerkliche Können aus meiner Region. Und nicht der kurzlebige, blinkende und kreischende E-Kram aus der Massenfertigung.
Unsere Abhängigkeit von den Netzbesitzern, Energiegesellschaften und asiatischen Elektronikkonzernen ist der pure Grusel. Eine handvoll Manager und eine politische Elite haben immer den Knopf in Reichweite, mit dem sie uns von heute auf Morgen von allem trennen können. Energie, Information, Nahrung, Internet. Dann erst werde ich in eine verstaubte Ecke greifen, wo seit Jahren das Werk des Oberndorfers Leopold Kohr > auf Wiederentdeckung wartet. Dann werde ich lesen, warum ich schlotternd vor Kälte und ratlos in meinem Büro sitze, während hungrige Gruppen aus den Massenverwahrungsblöcken auf die Suche nach Kartoffeln und Möhren, durch die Gärten der schmucken Einfamilienhäusern streifen. Na, dann fange ich lieber gleich mit der Lektüre an.
Kohr-Bücher aus dem Müller Verlag Salzburg >
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