Sie betreibt eine Taverne in Xerocampos. Zimmer vermietet sie auch. Es ist wunderbar kühl bei ihr, unter dem Baldachin aus Weinreben, während draussen die Mittagssonne Kretas die Luft zum flirren bringt. Elenis reicht mir in eine winzige Tasse schwarzen Kaffee und ein Glas Wasser dazu. Ich strecke meine Füße aus und habe keine Wünsche mehr. Eine sanfte Briese bewegt das Weinlaub über mir. Ein Beben des Lebens. Das Lächeln von Elenis erzählt mir was anderes als die Tageszeitungen zu Hause. Die Taverne ist das Wohnhaus mit ein paar Tischen und Stühlen mehr. Der Sohn lernt traditionelle kretische Musik auf der Lyra. Es waren seine Klänge, die mich angelockt hatten. Vermutlich bewirtschaftet die Familie auch ein paar Olivenbäume und versorgt sich mit Nahrungsmitteln aus einer kleinen Landwirtschaft. Die Kriese Griechenlands ist urban. Auf dem Land machen guter Boden, Wasser und die Solidarität der BewohnerInnen noch alle satt.
Die Gänse von Kato Zakros
Als ich vor 30 Jahren erstmals an diesen verwunschenen Ort kam, standen hier gerade mal vier Häuser. Eine Asphaltstraße für Reisebusse gab es keine, nur einen schmalen, steilen Steinweg für waghalsige Wanderer und Biker, die sich vom Städtchen Zakros in unzählichen Windungen zur Bucht von Kato Zakros quälten. Entsprechend beschaulich war damals der Ort, von dem aus das Volk der Minoer einst lebhaften Handel mit Afrika betrieb. Um 1600 vor Christus zerstörte der Vulkan Thera (Santorin) > durch einen verherenden Ausbruch diese großartige Zivilisation.
Gänsegeschnatter überlagert plötzlich die Geräusche der Meeresbrandung und das Zirpen der Zikaden im Laub des Pinienbaumes unter dem ich gerade die Mittagsstunden verdöse. Ihr Konzert bringt meinen Tinnitus zum Schweigen. Endlich Stille im Kopf, denke ich erleichtert. Dann taucht das Federvieh vor meinen Augen auf. Gelassen watscheln sie über den Asphaltstreifen zwischen Cafes und Restaurants und gehen vor mir in Pose.
Herzlichen Dank, Thomas,
Glück habe ich auf Kreta erlebt. Müde vom wandern, durstig, dann das Wogen der Olivenhaine im Wind, das unglaubliche Blau des Himmels vor weissem Fels, das weite Meer, da hat es mich wieder einmal durchgerüttelt, das Glück, Leben zu dürfen. (kama)