Klein sein oder nicht sein …
Nur in kleineren Gesellschaften kann man seine Ziele in langsameren Tempo erreichen, weil, wie in den alten Stadtstaaten, alles was man braucht in unmittelbarer Nähe liegt: von der Schule zum Theater, vom Wirtshaus zur Kirche, vom Bauernhof zum Rathaus. Deshalb ist das Größte meistens vom Kleinen gekommen: Die Genetik von einem erbsenzüchtenden Mönch in einem Klostergarten; Mozart von Salzburg; Jesus von Nazareth und Stille Nacht von Oberndorf. Dieses Zitat von Leopold Kohr soll unser Motto für 2017 sein.
Foto: Ortung 2016 – V.l.: Leiter Wolfgang Seierl, Karl Baumann (Österreich, Salzburg/Las Vegas, Tanz), , Kathrin Grenzdörffer (Deutschland, Musik), Thomas Hörl (Österreich), Dialy Brisly (Syrien, Bildende Kunst) und Susanna Vötter-Dankl (Tauriska). Nicht im Bild: Maria Morschitzky (Österreich, Salzburg, Medienkunst).
Schauplatz Region: Die Begegnung mit dem Künstler Thomas Hörl aus Hallein und der Künstlerin Diala Brisly aus Syrien bei der ORTung in Stuhlfelden eröffnete uns eine künstlerische Sichtweise der Tresterer, die uns so beindruckte, dass wir gemeinsam mit den Stuhlfeldener Tresterer ein dreijähriges Projekt planen. Die Kunst spielt dabei eine wesentliche Rolle, aber vor allem wird dem Brauch und hier insbesondere dem Tanz der Schwerpunkt gewidmet.
Unter der Kommunikationsplattform des Kohr-Cafes werden ebenfalls verschiedene Formen des Tanzes behandelt. Von Volks- bis Seniorentanz, von Hip Hop bis zum Tresterer-Tanz reicht die Bandbreite und dazu sollen viele Junge und Junggebliebene angesprochen werden.
Kunst und die Künstler einer Region sind seit 30 Jahren untrennbar mit der Tauriska-Kultur verbunden und wir veranstalteten dazu viele Ausstellungen, wo wir Talente und Innovationen unserer Zeit förderten und ihre Fähigkeiten sichtbar machten. Dieses Jahr ist es wiederum gelungen, Künstler zu gewinnen, die uns ihre Werke und ihr Können präsentieren werden. Ab 24. 02.17 eröffnen wir im Kammerlanderstall in Neukirchen die Ausstellung „Gegensätze ZIEHEN sich an“ mit der Cartoonistin Doris Schamp mit den Wurzeln in Bramberg und mit der Malerin Waltraud Hochfilzer aus Mittersill.
Vor Ostern können wir Ikonen der Neukirchnerin Birgit Herr bewundern und gleichzeitig werden Kirchenfenster und Fahnen vom Salzburger Künstler Karl Hartwig Kaltner ausgestellt. Ein Höhepunkt wird ein Vortrag über das Turiner Grabtuch der Textilrestauratorinnen Dr. Mechthild Flury-Lemberg und Irene Tomedi von der Europäischen Textilakademie-Bozen im Spätherbst sein.
Die Chansonsängerin „Johm“ aus Salzburg, aufgewachsen in Wald im Pinzgau wird mit einem Pianisten ein Konzert am 05. 05.17 im Kammerlanderstall geben. Vom interaktiven Theater „Ins gelobte Land – Eretz Austria“ unter der Regie von Andreas Kosek – einer Tageswanderung im Krimmler Achental – können sie auf historischen Spuren wandern, ein unvergessliches Erlebnis erwartet sie.
Das Samplhaus der Christine Hochwimmer in Bramberg ist ein Wohlfühlort, das mit seinem alten, gepflegten Ambiente eine besondere Atmosphäre vermittelt. Ab Ende Juli wird in der „Rem“, eine Ausstellung „HandART einst und jetzt“ eröffnet. Gleichzeitig findet der Wochenmarkt von 8.30 bis 12.00 Uhr statt, der jeden Freitag bis Mitte 8. September zum regionalen Einkauf einlädt. Am 28. Juli wird das Buch „VON HAND GEMACHT“ – Die Geheimnisse traditioneller Lebensmittel vorgestellt.
Wir verknüpfen gerne Altes mit Neuem, bringen Menschen zum Reden zusammen und laden zum Leopold Kohr-Stammtisch, Kohr-Cafes und von Kohr erdachten „Akademischen Wirtshaus“. Man trifft sich zum „Hoagaschtn“ oder zu Impulsreferaten. Im neuen Leopold Kohr-Saal im Stille-Nachtbezirk in Oberndorf bei Salzburg wird anlässlich des Todestages von Leopold Kohr am 26.2.2017 ein Akademisches Wirtshaus durchgeführt. Im Gespräch geht es darum „Wer war zuerst da“ – Leopold Kohr oder Fritz Schumacher? Ende der 1960er Jahre bekannte der britische Nationalökonom Ernst Friedrich Schumacher, mit Kohr jenen Denker kennen gelernt zu haben, dessen Thesen für die ökologische Rettung der Erde am wichtigsten zu sein scheinen. 1973 vollendete Schumacher sein Buch „Small is beautiful“ im Hause seines Freundes Kohr.
Einen mehrjährigen Impuls soll die Leopold Kohr-Sommerakademie setzen. Mit Niko Paech haben wir hier einen prominenten Wissenschaftler und Experten gewonnen. Der Volkswirt und Professor an der Universität Siegen ist ein Verfechter der „Postwachstumsökonomie“. Eines Wirtschaftsystems, in dem kein Produktionswachstum mehr gebraucht wird. Philosoph Leopold Kohr habe ihn mit seiner frühen Wachstumskritik beeindruckt, ebenso seiner Forderung der Rückkehr „zum menschlichen Maß“, so Paech. Regionalität, Globalisierung, Digitalisierung, Ressourcenverbrauch, Energiewende und nachhaltiges Wirtschaften werden Themen sein.
Das Projekt Tiny-House (kleines, mobiles Haus) von dem Berliner Architekten Van Bo Le-Mentzel kann ein Zeichen setzen – Wieviel Wohnraum braucht man? Sein Konzept gibt uns Anleitung ein solches Tiny-House zu bauen, dass entweder für Künstler als Atelier dienen soll oder als Apfelstation für unseren hervorragenden Apfelsaft oder als Beispiel für leistbaren Wohnraum.
Wir drei, Susanna Vötter-Dankl, Christian Vötter und Günther Nowotny sind infiziert von der Kohr´schen Philosophie und dessen Credo: „Aus Kleinem erwächst Großes“. Die Idee dazu vermittelte uns Kohr klar: Besinnt euch auf das menschliche Maß, kümmert euch um euer Dorf, schaut euch um, welche Schätze es gleich nebenan zu bergen gibt. Spürt sie auf, zeigt sie her, belebt sie, entwickelt das, was die anderen als unscheinbar empfinden, weiter. Lasst in den Dörfern, in eurer Region die Kultur wachsen und blühen und düngt sie mit interessanten Einflüssen aus der ganzen Welt. In diesem Sinne laden wir Sie herzlich zu unserem Tauriska-Festival 2017 ein.